Weiberg

Autochthone Rebsorten: Wissenswertes für Genießer

Etwa 8.000 bis 10.000 Rebsorten entstanden innerhalb der vergangenen rund 7.000 Jahre. Menschen züchteten und veränderten die Gewächse unter Zuhilfenahme wilder Reben und schufen eine beeindruckende Vielfalt. Rund 2.500 dieser Rebsorten sind in den Weinregionen der Welt zugelassen. Manche von ihnen gelten dabei als besonders eng verwurzelt mit bestimmten Gebieten und Ländern: autochthone Rebsorten. Ein Blick auf sie zeigt, dass die Natur bisweilen die besten Antworten kennt.

„Autochthon“ – Bedeutung, Ursprung und Aussprache des Wortes

Der Begriff „autochthon“ leitet sich aus dem Lateinisch-Griechischen ab. Die beiden Teilworte „autós“ und „chthón“ stehen jeweils für „selbst“ und „Erde“. Übersetzt bedeutet dies so viel wie „eingeboren“.

Übrigens: Dem Wort „autochthon“ steht der Begriff „allochthon“ gegenüber. Dieses beschreibt die Tatsache, dass eine Rebe nicht an der jeweiligen Fundstelle beheimatet, sondern an einem anderen Ort „eingeboren“ ist.

Ausgesprochen wird es „au·toc·toon“, dabei liegt der Akzent auf dem letzten „o“ und das „ch“ wird scharf gesprochen.

Autochthone Rebsorten sind regional und traditionell verbunden

Kultivieren Winzer in einer Region bestimmte Rebsorten bevorzugt und sind diese Rebsorten im Rest der Welt weniger stark verbreitet, ist dies ein erster guter Hinweis auf autochthone Rebsorten. Ein Beleg allerdings ist es nicht. So manch autochthoner Rebe gelang es im Laufe der Jahrhunderte, internationalen Ruhm zu erlangen. Beispiele hierfür sind etwa Chardonnay und Merlot, die zwar in Frankreich autochthon, jedoch auch außerhalb des Landes verstärkt zu finden sind. Bisweilen kommt es sogar vor, dass autochthone Reben in einer anderen Region fernab ihrer Heimat berühmt und begehrt sind, in der Heimatregion jedoch eine untergeordnete Rolle spielen.

Autochthone Rebsorten gehören in ihrer Heimatregion oftmals zu einer viele Jahrhunderte andauernden Traditions- und Kulturgeschichte. Nicht selten handelt es sich um Sorten, die sich im jeweiligen Klima und auf den vorherrschenden Böden besonders wohlfühlen und somit auch Perioden widriger klimatischer Verhältnisse überstehen. Das Potenzial, sich an die Umgebung anzupassen und zu einem festen Bestandteil der regionalen Flora zu entwickeln, ist ein bedeutender Grundstein für die Geschichte vieler autochthoner Rebsorten.

Nicht alle Rebsorten, die heute als autochthon gelten, entstanden ausschließlich auf natürliche Weise. Manche Reben sind das Ergebnis der Zucht durch den Menschen, wobei diese oft bereits viele Jahre zurückliegt. Eine neu gezüchtete Rebe, die später als autochthon gilt, verfügt im Regelfall auch über die besondere Fähigkeit, im regionalen Terroir zu bestehen.

Verschiedenfarbige Trauben

Welche sind die bekanntesten autochthonen Rebsorten der Welt?

Autochthone Rebsorten sind nicht immer unbekannte Gesichter. Gerade die Tatsache, dass sie eng mit der Geschichte der Weinregionen verwoben sind, sorgt bei manchen dafür, dass ihr Name häufig verwendet wird. Hier sind die bekanntesten autochthonen Rebsorten auf einen Blick:

LandBekannte autochthone Rebsorten
SchweizAmigne, Chasselas, Heida, Petite Arvine, Cornalin
ÖsterreichGrüner Veltliner, Rotgipfler, Welschriesling, Zierfandler, Zweigelt
DeutschlandRiesling, Elbling, Gewürztraminer, Muskateller, Silvaner
SpanienAirén, Callet, Cariñena, Garnacha, Tempranillo
ItalienCortese, Negroamaro, Primitivo, Trebbiano di Lugana, Sangiovese
PortugalAlfrocheiro, Loureiro, Rabigato, Touriga Franca, Touriga Nacional
FrankreichChardonnay, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot, Sauvignon Blanc

Häufig angebaut, jedoch nicht autochthon?

Kommt eine Rebsorte in einer Region besonders häufig vor, ist dies kein ausreichender Beleg dafür, dass es sich um eine autochthone Rebe handelt. Bisweilen ist es so, dass an anderen Orten entstandene Sorten über Handelswege und frühe Entdecker in ferne Regionen gelangten, wo sie sich schließlich etablierten. In diesem Fall sprechen Experten von sogenannten endemischen Rebsorten.

Fazit: Autochthone Rebsorten gibt es viele, ein Qualitätsmerkmal sind sie nicht immer

Nicht alle autochthonen Rebsorten spielen auf dem internationalen Parkett der Weinwelt eine bedeutende Rolle. Manche genießen regional stark begrenzte Bekanntheit und es ist nicht zu erwarten, dass sich dies in Zukunft ändert. Bei anderen wiederum gleicht ihre Geschichte einem Siegeszug. Von der Heimat aus gelangten sie in entfernte Gegenden der Welt und auch in die großen Weinbücher.

Ob ein Winzer eine autochthone Rebsorte verwendet, ist nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal. Sicherlich ist es spannend, einen Traditions-Wein in seiner Heimat zu genießen, zugleich aber entfaltet manch „zugereiste“ Sorte in den Kellern vieler Winzer ungeahnte Größe. Es bleibt eine Frage der individuellen Vorlieben, des Talents der Kellermeister sowie der Gunst der Natur, ob ein Wein begeistert.

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