altes Foto vom Weinkeller mit Leuten

Winzerview mit Álvaro Martínez von Bodegas Martínez Lacuesta

Das Weingut Bodegas Martínez Lacuesta befindet sich in der traditionsreichen Stadt Haro. Hier, inmitten La Riojas und in einer der bekanntesten Weinstädte des Landes entstehen die Weine des Hauses. Die Familie selbst arbeitet hier schon seit vielen Jahrzehnten. Mit Álvaro Martínez gewährt der heutige Kopf der Bodega Einblicke hinter die Kulissen und zeigt auf, was Weingenuss aus Spanien für ihn bedeutet.

aktuelles Foto des Weinbergs in herbstlichen Farben

Starten wir mit einer schwierigen Frage: Was sollte wirklich jeder über Sie wissen?

Unser Weingut verfolgt die besondere Philosophie des „Zurück in die Zukunft“. Mit Evolution, aber nicht mit Revolution.

Wir arbeiten mit Werten, Prinzipien und Strategien aus der Vergangenheit und schätzen unsere alten Traditionen. Zugleich öffnen wir uns auch der modernen Genusswelt um ikonische Weine zu schaffen. Unser oberstes Ziel ist die Zufriedenheit derjenigen, die unsere Weine genießen.

Was macht Ihre Weine so außergewöhnlich?

Unsere Familie ist seit den Anfängen der Kellerei auf den Ausbau und die Reifung von Wein spezialisiert. Das war grundlegend für den „Rioja“-Stil, den wir erwarteten. Wir verwenden amerikanische Eiche wegen ihrer wesentlichen Werte, ihrer Fähigkeit, dem Wein flüchtige Verbindungen zu verleihen.

Unsere Trauben stammen aus einem der einzigartigsten Terroirs Spaniens. Wir setzen im Keller noch immer auf traditionelle Methoden, die sich über drei Generationen hinweg etablierten und bewährten. Unseren Wein füllen wir nach wie vor alle sechs Monate mit Hilfe der Schwerkraft von einem Fass in ein anderes, um ihn zu klären. Unsere Liebe gilt dabei den „Klassikern“. Sie sind die Avantgarde der Vergangenheit und die Referenz der Gegenwart und Zukunft.

Welchen Herausforderungen stellen Sie sich jeden Tag?

Zunächst einmal geht es darum, unsere Weinberge noch besser kennen zu lernen und ständig nach neuen Spitzenleistungen zu streben. In unsere Weinberge, welche unser größtes Kapital sind, investieren wir unsere größten Anstrengungen. Eine weitere Herausforderung ist es, unser Weingut weltweit bekannt zu machen.

Und schließlich eine ganz besondere Herausforderung: Wir wollen jeden Tag glückliche und zufriedene Menschen treffen, die sich mit unseren Werten identifizieren. Das beginnt schon mit unserem Team, aber auch allgemein stehen die Türen unseres Weinkellers allen offen.

Was weckte Ihren Wunsch, Winzer zu werden?

Von Beginn meines Lebens an hatte ich zu Hause immer eine Beziehung zum Wein und seiner Herstellung. Als ich neun Jahre alt war, rief mein Vater als Generaldirektor ein Referenzweinprojekt ins Leben und ich war hautnah dabei. Mein ganzes Leben lang war ich immer in oder in der Nähe einer Weinkellerei. So wurde dies auch meine Leidenschaft.

Eine der besonderen Energien und Motivationen meiner Arbeit ist es, diese Liebe zum Wein zu teilen. Es geht dabei nicht darum, mehr zu trinken, sondern besser zu trinken. Und das liegt nicht nur an der Qualität des Weins, sondern auch an der Qualität der Beziehungen, der Momente und des Umfelds, in dem wir ein Glas Wein genießen. Das lernte ich dank meiner Familie schon früh.

Was wäre Ihr Beruf, wenn nicht Winzer?

Um ehrlich zu sein, kann ich mir ein Leben außerhalb des Weins nicht vorstellen, aber wenn ich mich nicht diesem Sektor verschrieben hätte, würde ich mich sicherlich mit etwas beschäftigen, das mit dem menschlichen Wesen zu tun hat. Ich interessiere mich leidenschaftlich für Psychologie und halte mich für einen Humanisten. Kommunikation und Marketing sind eine weitere Leidenschaft von mir und ich bilde mich ständig weiter.

Gibt es Ihr Weingut schon lang? Möchten Sie etwas über die Geschichte erzählen?

Unsere Weinkellerei gibt es schon seit 1895. Sie war eine der ersten in Haro. Der Name leitet sich aus dem Nachnamen unseres Gründers und der Familie Martinez Lacuesta ab, die seit der Gründung die einzigen Eigentümer sind. Heute sind die 4. und 5. Generation an Bord.
Javier Bañales und ich sind die ersten beiden Personen, die diese ikonische Weinkellerei leiten und die in der 127-jährigen Geschichte nicht zur Familie gehören.

altes schwarz weiß Foto des Weinguts

Haben Sie zukünftige Projekte geplant?

(lacht) Unzählige! Manchmal wird mir sogar ein wenig schwindlig, so viele sind es. Aber wir werden sie nach und nach umsetzen. Unser Ziel ist es, weiterhin das zu sein, was wir sind, und dafür müssen wir sehr innovativ, rastlos und erneuerungsfreudig sein. Die wichtigsten Projekte der Zukunft betreffen den Weinberg und neue Weine, die auch noch in ferner Zukunft in Erinnerung bleiben.

Haben Sie besondere, seltene oder für die Region typische Rebsorten in Ihrem Portfolio?

Das Besondere an unseren Rebsorten ist, dass sie in der Region beheimatet sind. Aus diesem Grund tragen unsere Weine immer die Persönlichkeit unserer Region, der Rioja Alta, in sich. Wir arbeiten mit weißem Tempranillo, Viura, Tempranillo, Mazuelo, Graciano und Garnacha. Unser Ziel ist es, den Charakter jeder einzelnen Rebsorte zu erforschen und ihrem Stil treu zu bleiben.

Was ist Ihnen bei der Bewirtschaftung des Weinbergs besonders wichtig?

Respekt und harte Arbeit auf der Suche nach der Identität unseres Weinstils. Wir haben keine einzigartigen Weinberge, aber wir sind der Meinung, dass wir sie auf besonders respektvolle und umweltfreundliche Weise bearbeiten. Ohne Weinberg gibt es keinen Wein. Kein Leben.

Beschreiben Sie uns die klimatischen und geografischen Gegebenheiten Ihres Weinguts.

Unser Weingut befindet sich im Herzen der Rioja Alta in einem kontinental beeinflussten Mikroklima mit lehmig-kalkigen, tonig-eisenhaltigen Schwemmlandböden. Die Sommer sind heiß, trocken und meist klar; die Winter sind sehr kalt und teilweise bewölkt.

Die Temperaturen schwanken innerhalb eines Jahres zwischen zwei und 29 Grad Celsius. Ein ideales Klima für den Anbau gesunder Reben, die wunderbare, langlebige Weine hervorbringen. Außerdem ist die Region durch die umliegenden Berge auf natürliche Weise vor den starken Winden des Atlantiks geschützt.

Gibt es aktuelle Trends, die Sie mögen?

In der Rioja gerieten die Weißweine jahrelang in Vergessenheit. Inzwischen aber kommen sie auch dank uns allmählich wieder zurück. Das sind Weißweine, die uns an frühere Jahre erinnern. Abgesehen hiervon arbeiten wir gerne mit der Trend-Rebe Garnacha.

Viele Menschen haben Mentoren in ihrem Leben. Wer ist das für Sie? Wen rufen Sie an, wenn es ein Problem im Weinberg oder im Keller gibt?

Ich kenne viele Winzer und Fachleute, mit denen ich eine sehr gute Freundschaft pflege. Es ist eine Bereicherung, sich mit ihnen zu unterhalten, Zeit zu teilen und zu plaudern. Außerdem sind wir hier auf dem Weingut ein großartiges Team und zählen aufeinander. Wenn ein Problem auftaucht und wir uns ihm stellen müssen, tun wir es normalerweise gemeinsam.

altes schwarz weiß Foto von einer Frau, die Wein etikettiert

Was machen Sie in Ihren wenigen freien Stunden?

Ich liebe es, Zeit mit meiner Familie und meinen Kindern zu verbringen. Spielen, rennen, lachen und das Leben genießen. Ihnen will ich mein Konzept des friedlichen Lebens inmitten von Weinbergen zeigen.

Es geht nichts über die Heimat! Würden Sie dennoch gerne woanders Wein machen?

Haro ist unser Zuhause. Hier vereinen sich unsere Geschichte und unsere Persönlichkeit. Aber ich begeistere mich auch für Jerez, Bordeaux und die Region Mosel.

Die Frage zum Schluss: Welche Frage konnten Sie in der jüngsten Vergangenheit nicht beantworten?

Die Frage, die ich nie beantworten kann, ist: „Welches ist Ihr Lieblingswein?“ Es ist unmöglich, zu sagen, welcher Wein mein Lieblingswein ist, denn die meisten sind mit den Erfahrungen verbunden, die ich mit ihnen gemacht habe.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

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