San Marzano Weinberge

Winzerview mit Fabiana Bisignano von San Marzano

Umgeben von der malerischen Landschaft der kleinen Appellation Primitivo di Manduria leben und arbeiten die Winzer der Cantine San Marzano. Das Weingut erlangte in den vergangenen Jahrzehnten sowohl national als auch international großen Ruhm und gilt heute als Aushängeschild für süditalienischen Weingenuss. Fabiana Bisignano ist verantwortlich für das Marketing des Hauses und kennt dessen Philosophie in- und auswendig. Im Winzerview gewährt sie exklusive Einblicke.

Hallo Frau Bisignano und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Winzerview nehmen! Starten wir mit einer wichtigen Frage: Was sollten Leser unbedingt über Cantine San Marzano wissen?

Hallo, sehr gerne! Ich freue mich über jede Chance, mit Genießern aus aller Welt in den Austausch zu gehen. Besonders an unserem Haus ist, dass wir Hand in Hand mit dem natürlichen Rhythmus des Weinbergs arbeiten. Wir bauen Reben in Apulien an, wo die sanfte Meeresbrise, der azurblaue Himmel und die vielen Sonnenstunden reife, saftige und geschmacksintensive Früchte fördern.

Und obwohl unsere Winzer moderne Weinbereitungstechniken verwenden, bleiben wir alten apulischen Weintraditionen treu. Ich glaube, es gelingt uns gerade deshalb, Weine mit unverwechselbaren Eigenschaften und einem klaren Terroircharme zu erzeugen.

Apropos Terroir: Erzählen Sie uns mehr über die Heimat der Cantine San Marzano?

Sicher! San Marzano ist in der Hochburg der Primitivo-Traube, also in der Appellation Primitivo di Manduria DOP, zu Hause. Dieser Landstrich im Süden Apuliens unterscheidet sich gleich mehrfach von anderen Regionen, in denen Primitivo gedeiht. So bietet die DOP fruchtbaren Boden mit roter Erde. Hier mischt sich Eisenoxid mit Kalkgestein, Ton und in Küstennähe auch Sand. Die Wurzeln des Primitivo kriechen tief in den Boden und suchen Schutz vor der starken apulischen Sonne, weshalb gerade alte, frei stehende Primitivo-Reben hier so gut wachsen.

Außerdem kennen die Winzer in unserer Region bis heute die alten Methoden der frühen Bauern. Über Generationen hinweg gaben diese ihr Wissen weiter, sodass die Genusskultur in der DOP Primitivo di Manduria besonders tief wurzelt.

Die rote Erde zwischen Reben auf dem San Marzano Weingut.

Kultivieren Sie ausschließlich Primitivo?

Nein, wenngleich unser Fokus klar auf Primitivo liegt. Spannend finden wir auch die alte schwarze Rebsorte Susumaniello. Hierbei handelt es sich um eine Sorte aus dem Salento, die eine Reihe von verborgenen Qualitäten offenbart und gerade eine Renaissance erlebt.

Der Name „Susumaniello“ kommt von „somarello“, der Verkleinerungsform von „somaro“, was Esel bedeutet. Er bezieht sich auf die Tendenz der Reben, in jungen Jahren viele Früchte zu tragen, weshalb Winzer sie mit einem überladenen Esel vergleichen. Im Alter reduzieren die Reben ihren Ertrag drastisch und erweisen sich als große Qualitätswunder!

Gibt es eine Region, deren Weine Sie ebenfalls schätzen und in der Sie vielleicht sogar einmal mit der lokalen Weinkultur arbeiten würden?

Grundsätzlich schätze ich die Weine aus aller Welt. Jede Region bietet ihre ganz eigenen Vorzüge und verdient den Respekt und die Aufmerksamkeit der Menschen. Was meinen persönlichen Weg betrifft, so liebe ich Süditalien, könnte mir aber auch eine Zeit im Bordeaux vorstellen.

Zurück in Ihr Gut: Worauf achten Sie bei der Reife Ihrer Weine im Keller?

Reifen und Verfeinern sind der wohl attraktivste Teil der Weinherstellung. Insbesondere der Ausbau in Fässern, denn in dieser Zeit hinterlässt der Winzer seine Spuren und nimmt Einfluss auf den Charakter seines Weines. Tests mit verschiedenen Holzsorten, der Reifezeit und verschiedenen Zeitpunkten machen das alles zu einem sehr kreativen Moment und einer Chance, sich auszudrücken. Das Schwierige dabei ist, die Philosophie des Weins, den man kreiert, nicht aus den Augen zu verlieren. Deshalb achten wir hierauf ganz besonders.

Gibt es die Cantine San Marzano schon lange?

Viele Jahre, ja. Die Geschichte unseres Hauses begann 1962, als 19 Weinbauern aus dem Dorf San Marzano di San Giuseppe die Cantine San Marzano gründeten. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs diese Genossenschaft erheblich und umfasst heute über 1.200 erstklassige Winzer. Als das Unternehmen immer größer wurde, schufen wir verschiedene Abteilungen, um von der Produktion bis zum Verkauf stets unser Bestes geben zu können.

Flaschen vor der Befüllung in der Produktion von San Marzano

Wie nimmt die internationale Fach- und Genusswelt Ihre Arbeit auf?

Sowohl das Weingut als auch die Weine erhielten im Laufe der Jahre viele hochrangige Auszeichnungen, sowohl national als auch international. Wir sind auf alle gleichermaßen stolz, denn jeder Wettbewerb hat einen bestimmten Schwerpunkt.

Unter den weltweit anerkannten Auszeichnungen tragen wir mit Stolz die berühmten Tre Bicchieri des Gambero Rosso und freuten uns mehrfach über 99 Punkte des renommierten Luca Maroni, die er einigen unserer Spitzenweinen zuteilte.

All das fußt auf einer Philosophie, wie Sie gerne sagen. Können Sie diese kurz zusammenfassen?

In der Tat ist die Philosophie unseres Hauses der zentrale Dreh- und Angelpunkt, wenn es um großen Genuss und Erfolg geht. Respekt vor der Frucht steht bei uns über allem anderen. Unsere Region liefert hervorragende Trauben und wir setzen uns jeden Tag dafür ein, sie nicht zu ruinieren. Diese Verantwortung nehmen wir ernst und achten vom ersten Moment im Weinberg bis zum fertigen Wein im Keller auf maximale Ehrfurcht vor der Natur.

Gibt es in der Weinwelt Trends, die Sie besonders schätzen oder auch ablehnen?

Was uns an den aktuellen Weintrends gefällt, ist die Tatsache, dass die Menschen immer mehr daran interessiert sind, Vielfalt und Authentizität zu entdecken. Wir haben die Chance, von diesem Trend zu profitieren, denn Italien punktet mit einer unglaublichen Vielfalt an Rebsorten und einer jahrhundertealten Weinbautradition.

Was uns weniger gefällt, ist, dass im Zuge des Marketings oft wichtige Themen wie etwa Nachhaltigkeit ihrer wahren Bedeutung beraubt werden. Soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit werden mitunter zu Begriffen, mit denen eine Fassade aufgebaut wird, ohne dass dahinter echtes Engagement steckt.

Zum Schluss: Wie kamen Sie selbst zum Wein und zur Weinbranche?

Mein Weg zum Wein begann in meiner Kindheit. Ich wuchs in einer Familie von Landwirten auf und fühlte mich fast natürlich zum Wein hingezogen: Ich erinnere mich an meine Kindheit, die ich beim Spiel mit Freunden erlebte, während die Erwachsenen sich um die Weinberge der Familie kümmerten.

Da meine Leidenschaft für den Wein und die ihn umgebende Kultur im Laufe der Jahre immer weiter wuchs, beschloss ich nach dem Abitur, eine Karriere in der Weinbranche anzustreben. Und wäre das nicht so gekommen, hätte ich vermutlich etwas mit Ästhetik oder Architektur gemacht.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

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