Die Geschichte des Weinbaus | Silkes Weinblatt

Die Geschichte des Weins: Mittelalter und frühe Neuzeit

Wer Geschichten über das Mittelalter hört, wird zwangsläufig auch auf Erzählungen über ausschweifende Gelage mit viel Wein stoßen. Kein Wunder, denn zur damaligen Zeit erlebte die Weinkultur entscheidende Veränderungen und wachsende Beliebtheit. Das allerdings bedeutet nicht, dass schon während des Mittelalters hohe Qualitätsansprüche galten. Ein genauer Blick verrät, wie es um den Wein zu Zeiten des Mittelalters und der frühen Neuzeit stand.

Mittelalter: Der Wein im Zentrum der Gesellschaft?

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Sowohl die Produktion als auch der Konsum von Wein boomten während des frühen Mittelalters und des Hochmittelalters. Viele Historiker erachten beispielsweise die Mittelalterliche Warmzeit als möglichen Einflussfaktor, denn diese ließ die Reben besonders gut gedeihen.

So kam es dank des vorteilhaften Klimas dazu, dass sich der Weinbau auch dorthin ausbreitete, wo er bislang nicht üblich war. Schlesien, Südengland und Ostpreußen waren jedoch nur vorübergehend attraktiv, denn nachdem sich das Klima wieder verändert hatte, mussten Winzer ihre Bestrebungen in diesen Regionen einstellen. Dies schadete der Beliebtheit des Weins allerdings nicht. Bereits im neunten Jahrhundert galt Wein als begehrtes Tauschmittel und es wurde reger Handel betrieben. Im zwölften Jahrhundert bezogen Norwegen und England zum Beispiel Rheinweine über die Hanse.

Dass der Wein im Mittelalter nicht mehr länger nur dem Adel und gehobenen Bevölkerungsschichten zugänglich war, trug zur weiteren Verbreitung und zu einer Steigerung der Nachfrage bei. Interessant ist hier, dass die eher niederen Schichten sich mit sogenanntem Nachwein begnügen mussten, der erst im Rahmen der zweiten oder dritten Pressung entstand. Der Adel sicherte sich folglich weiterhin das, was allgemeinhin als besonders hochwertig galt.

Die medizinische Bedeutsamkeit von Wein

Wichtiger Einflussfaktor für die Verbreitung und Beliebtheit von Wein während des Mittelalters war unter anderem dessen medizinische Anwendung. Auch Ärzte sprachen von Wein als Getränk, das sowohl für die Verdauung als auch die Blutbildung und eine gute Stimmung förderlich sei. Ein besonderer Tropfen, der in mittelalterlichen Zeiten zur Heilung sowie Stärkung eingesetzt wurde, war der „Hippocras“, dem in seiner Herstellung eine aus heutiger Sich starke Würzung und Süßung wiederfuhr.

Qualität noch lange nicht in Sicht

Selbstverständlich entwickelte sich die Herstellung von Wein im Zuge des fortschreitenden Mittelalters kontinuierlich weiter. Gottfried von Franken veröffentlichte im 14. Jahrhundert sein Pelz- und Weinbuch, in dem sich zahlreiche Ratschläge rund um den Anbau und die Zubereitung von Weinen finden.

Weinfälschung blieb jedoch ein fester Bestandteil der damaligen Kultur. Den Weinen gaben die Verantwortlichen von Kalk über Quecksilber bis hin zu Senf, Gewürzen oder Apfelmost zahlreiche Substanzen zu, die sich auf Geschmack und Haltbarkeit auswirken sollten. Gegen Trübungen, die nach der Gärung im Wein verblieben, behalfen sich die Winzer schon während des 15. Jahrhunderts mit Sackfiltern, was den Begriff „Sackwein“ entstehen ließ.

Spätes Mittelalter und frühe Neuzeit: Der Wein breitet sich aus

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Die Ausbreitung von Rebflächen in wichtigen Anbaugebieten wie Saale Unstrut sowie Franken und darüber hinaus vollzog sich bis in das 16. Jahrhundert hinein. Ihren Zenit erreichte sie vermutlich zwischen dem späten 15. und dem frühen 16. Jahrhundert. Franken hatte sich zu Beginn der frühen Neuzeit auf etwa 40.000 Hektar vergrößert und war somit das größte Anbaugebiet Europas. Schon damals war es üblich, bei der Weinlese auf Lesehelfer zu setzen, die für ihre Arbeit mit wenigen Pfennigen entlohnt wurden.

Da Wasser nicht wie heute als Tafelgetränk verbreitet war, genossen alle Bevölkerungsschichten während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit Wein zu allen Mahlzeiten. Lediglich im Osten sowie im Norden begann das Bier allmählich damit, dem Rebensaft seinen Rang abzulaufen.

Doch der Wein blieb weiter attraktiv – und wer es sich leisten konnte, ließ ihn auch in den Norden Europas bringen. Erst während des Dreißigjährigen Krieges reduzierten sich die Anbauflächen aufgrund der Schäden durch Schlacht und Vernachlässigung. Viele Rebstöcke dienten den Menschen damals als Brennholz.

Durch die Einführung einer einheitlichen Besteuerung und die ehrgeizige Arbeit vieler Klöster konnte der Wein sich von diesem Schlag erholen. Die frühe Neuzeit markierte schließlich auch den Beginn des qualitätsorientierten Weinbaus und ebnete vielen Entdeckungen, wie beispielsweise Trockenbeerenauslesen, den Weg in die Weinkultur.

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