Winzerview Christian Hirsch im Weinberg

Winzerview mit Christian Hirsch vom Weingut Hirsch

Die Gemeinde Leingarten liegt eingebettet in das deutsche Anbaugebiet Württemberg. Hier lebt und arbeitet der Winzer Christian Hirsch heute im familieneigenen Gut. Das Haus, noch zuvor in den Händen der Eltern Artur und Rita, steht für außergewöhnlichen Wein. Mit Christian Hirsch als jüngste Generation finden innovative, wilde Akzente neben der Liebe zur Tradition Platz. Im Winzerview erzählt uns der Winzer mehr über seinen Alltag, seinen Beruf und das, was ihm wichtig ist.

Hallo Herr Hirsch! Stellen Sie sich gern kurz vor.

Hallo, sehr gern! Mein Name ist Christian Hirsch. Ich bin hier in Leingarten bei Heilbronn aufgewachsen und in meiner Familie die dritte Winzergeneration. Während meines Studiums arbeitete ich als Praktikant bei Hartford Family Winery, einem starken Weingut im Sonoma Valley nördlich von San Francisco. Der kalifornische Geist rund um den Wein gefiel mir unheimlich gut.

Am Ende meines Studiums durfte ich über ein Stipendium am Robert Mondavi Institut der UC Davis ein Jahr Weinbau und Oenologie studieren. Diese Zeit war sehr verzahnt mit dem Napa Valley. Dort entstand auch meine Vision ausdrucksstarke, raumgreifende Weine in unserem Ländle zu bereiten.

Was sind die bedeutendsten Herausforderungen in Ihrem Berufsalltag?

Herausforderung und Freude zugleich ist die extreme Abwechslung im Winzeralltag. Weinbergspflege mit viel Liebe zum Detail, eine stets feine Nase während der Weinbereitung im Keller und natürlich die Nähe zum Kunden am Glas. Vom Wetter fange ich hier besser gar nicht erst an, denn dieses Thema treibt uns Winzer ganz besonders um.

Möchten Sie etwas über Ihre Rebsorten erzählen?

Unsere Rebflächen sind bestockt mit zwei Drittel roten und einem Drittel weißen Rebsorten.
Die rote Paraderebsorte schlechthin ist der Lemberger. Ihm folgen internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Shiraz und Merlot. Pilzwiderstandsfähige PIWI-Rebsorten halten ebenfalls Einzug in unsere Weinberge. Ihr Anteil liegt 2021 bei zehn Prozent.
Für Weißweine kultivieren wie die klassischen Rebsorten Riesling, Grauburgunder, Chardonnay und Weißburgunder.

Winzerview Winzerpaar Hirsch

Welcher Philosophie folgen Sie im Weinberg?

Absolute Naturnähe ist uns besonders wichtig. Das bedeutet, dass wir in den Rebzeilen rein mechanisch arbeiten und nur organischen Dünger verwenden. Es darf bei uns ruhig grüner und wilder auf dem Weinbergsboden aussehen. „Englischer Rasen“, also optisch sterile Verhältnisse haben keine Relevanz. Lebendiger Weinberg ist meiner Meinung nach das, was den modernen Weinbau ausmachen sollte.

Hierzu passt auch, dass ich mich mehr und mehr den PIWI-Rebsorten widme. Diese Reben sind für mich zukunftsweisend für unseren nachhaltigen, ökologischen Fußabdruck. Mit ihnen sparen wir je nach Jahrgang zwischen siebzig und achtzig Prozent Pflanzenschutz sowie zahlreiche Überfahrten mit dem Traktor ein.

Was macht Ihre Region so besonders?

Unsere Region und Weinberge erzählen vom Keupersteinboden mit Schilfsandsteinauflagen in den oberen Lagen. An unserer Hauptlage, dem Leingartener Grafenberg, genießen wir das große Glück. Hier stehen uns größtenteils sonnenverwöhnte, süd- und südwestlich ausgerichtete Hanglagen offen. Ein Traum für jeden Winzer.

Winzerview Barrique Keller Hirsch

Welche Ziele und Visionen verfolgen Sie als Winzer?

Raumgreifende Ausdrucksstärke ist meine Devise. Mein oberstes Ziel ist es, sämtliche Inhaltsstoffe der Traube sanft in den Wein zu begleiten. Die Beerenschalen genießen bei mir daher besonderes Augenmerk. Neben cremig-schmelzigen Weißweinen, gewinnen vor allem die Roten hierdurch eine vierte Dimension.
Mit meiner Weinlinie HIRSCH IST WILD stehe ich für den modernen Württemberger Weinbau abseits des antiquierten „Vierteleschlotzer“-Images, unter dem das Anbaugebiet leidet. Ich bleibe dabei aber auch den traditionellen Elementen der Weinbereitung wie etwa dem Einsatz von Barriques aus rein schwäbischer Eiche treu. Ich lasse mir selbst und mit zwanzig bis fünfzig Monaten Reifung auch den Weinen wertvolle Zeit. Dies schenkt den Tropfen Fülle und eine würzig abgelagerte Fruchtausprägung.

Gibt es eine Wein-Genuss-Kombination, die Sie besonders mögen? Vielleicht auch einen Wein eines anderen Winzers?

Die Rotweine von „Sine Qua Non“ berühren mich besonders und sind persönlich in der Tat „unverzichtbar“. Mindestens ein- bis zweimal jährlich kommen diese bei uns auf den Tisch. Ansonsten genieße ich sehr stimmungs- und anlassbezogen. Meine Frau und ich lieben die Vielfalt deutscher Spitzenweine, machen aber auch gerne mal einen sensorischen Ausflug nach Südtirol. Auf den Tisch kommt dazu immer, was gerade passt.

Möchten Sie zum Abschluss noch ein Geheimnis mit uns teilen?

Während meiner Zeit in Kalifornien war ich öfter bei Opus One und stand eines Tages vor 1.000 Barriques. Diese waren wunderschön ebenerdig in einem Halbkreis aufgereiht. Sofort setzte ich mir ganz emotional das Ziel: Sowas brauch ich auch!
Ein Drittel des Weges zur Traumerfüllung ist bereits geschafft: Verborgen in unserem über 150 Jahre alten Sandstein-Gewölbekeller, dem „Eiskeller“, befindet sich unser einzigartiges Barriquelager. Es ist das optische Highlight für jeden Besucher.

Besten Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke!

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