Alte Bühne

Warum gibt es in der Weinwelt so viele Schlösser, Villen und Burgen?

Vom Château in Frankreich über das Castello in Italien bis hin zum Schloss in Deutschland: Historische Architektur der noblen Sorte gehört zu den bestimmenden Details der internationalen Weinwelt. Nicht nur finden wir in den namhaften Weinregionen viele Schlösser, Burgen und Herrenhäuser. Auch sind gerade diese Bauten Heimat renommierter Winzer, welche in den zugehörigen Weinbergen Spitzengenuss erzeugen. Doch warum sind es eigentlich immer Schlösser, Villen und Burgen? Ein Gedankenspiel.

Historische Wurzeln, geschichtsträchtige Gebäude

Die erste Hypothese auf der Suche nach dem Grund für die vermehrte Existenz historischer Bauten in der Weinkultur führt in die Geschichte des Weines selbst. Die Menschheit kultiviert bereits seit Jahrtausenden Reben. Schon zu Zeiten der Antike galt der Wein als weit verbreitetes Mittel für Genuss und mitunter auch Medizin. Die Reise der Reben nach Mitteleuropa zu Zeiten der Römer legte auch in heute berühmten Weinländern wie Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland einen historischen Grundstein.

Viele Bauten, die während des Mittelalters und bis in das 19. Jahrhundert hinein entstanden und schon früh der Weinerzeugung dienten, bleiben bis heute diesem Zweck treu. Zu verdanken ist dies auch der Erfolge langjähriger Winzerfamilien. Bei vielen Gütern, welche in historischen Gebäuden zuhause sind, reicht der weinbauliche Familienstammbaum viele Generationen zurück. Dass diese Châteaus und Schlösser heute noch für Genuss stehen, ist daher auch der Familientradition zu verdanken.

Verriegelter Weinkeller

Das Handelsgut Wein bot wirtschaftliche Chancen

Ein weiterer Grund dafür, dass imposante Gebäude ein bemerkenswerter Teil der Weinkultur sind, ist die wirtschaftliche Macht des Weines. Galt der Wein während früher Zeiten als ein Getränk, welches vor allem dem Adel vorbehalten war, änderte sich dies während des Mittelalters. Wein wurde zu einem Getränk des Volkes, wobei der Adel weiterhin die als hochwertiger geltenden Tropfen für sich beanspruchte.

In jedem Fall war es möglich, mit den wachsenden Möglichkeiten der Verschiffung und des Handels Wein buchstäblich zu Gold zu machen. Auf Basis dessen war es vielen erfolgreichen Händlern und Weinmachern möglich, sich ein gehobeneres Wohnumfeld zu leisten.

Pompöser Raum mit Stühlen und Tischen

Die Rolle der Kirche in vielen Weinregionen

Ebenfalls nicht unbedeutend für die Weinkultur Europas ist die Kirche. Während des Mittelalters waren es häufig Mönche in Klöstern, welche sich um die Kultivierung von Reben und die Weinerzeugung kümmerten.

Die Kirche an sich galt nebst des Adels als außergewöhnlich wohlhabender Teil der Gesellschaft. Letztlich führte dies über Kooperationen zwischen Kirche und Adel, aber auch durch eigenständige Investitionen ebenfalls dazu, dass herrschaftliche Anwesen im Umfeld des Weines häufiger zu finden waren. So blickt etwa das deutsche Weingut Schloss Johannisberg auf eine über tausendjährige Geschichte zurück, an deren Anfang die Abteil Fulda Weinberge an Kaiser Ludwig den Frommen veräußerte.

Auch moderne Güter haben oftmals noblen Charakter

Sicherlich sind es nicht immer die ganz alten Winzerfamilien mit mittelalterlicher Vergangenheit, welche imposante Villen, Schlösser und Burgen bewohnen. Im Gegenteil: Die Weinwelt bleibt vielfältig und bunt. Architektur mag zu den bedeutenden Merkmalen gehören, eignet sich jedoch keineswegs als Gradmesser für Qualität. Denken wir nur an so manches Garagenweingut, welches weit entfernt von Burgen und Schlössern herausragende Erfolgsgeschichte schreibt.

Dennoch ist und bleibt die historische Architektur beeindruckend. Im Schatten der italienischen Burg Castello di Meleto beispielsweise entsteht unter den Händen von Alberto Stella der Montamirello. Stella selbst spricht gern über das Castello und seinen inzwischen leider verschütteten Geheimgang. Ein weiteres Castello, an das wir beim Wort Burg gerne denken: Castello Banfi. Das erst in den siebziger Jahren gegründete Haus liegt unweit der Burg Poggio alle Mura in der Toskana. Beide Güter umgibt der wildromantische Charme, der das Genussgefühl auch fernab der Grenzen Italiens perfektioniert.

Landschaft und Burg in Nebel

Fazit: So unterschiedlich wie der Wein selbst

Die Gründe für den Hang der Weinwelt zu historischer Architektur und noblen Häusern sind vielfältig. Es ist daher lediglich möglich, Hypothesen aufzustellen und tiefer in die Geschichte einzelner Güter einzutauchen. So finden sich gelegentlich recht konkrete Hinweise darauf, warum ein bestimmtes Gut seinen Sitz heute in einem Schloss hat, während die Historie bei manch anderem Haus eher im Nebel liegt und von Verkäufen, Investitionen und exklusiven Neubauten berichtet.

Fest steht jedoch: Architektur, bauliche Ästhetik und Wein gehen in den allermeisten Fällen Hand in Hand. Dies gilt sowohl für die ganz alten Burgen aus dickem Stein als auch für moderne Villen aus Glas und Metall.

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